Wie jede Sommerferien zu stellt sich bei uns die Frage, wohin in den Urlaub. Das Ob steht eigentlich nicht zur Debatte, denn man fährt halt in den Urlaub…
Mein Mann hatte um die Weihnachtszeit schon inbrünstig unseren Urlaub in Portugal geplant. Im Juli war es dann soweit.
Die Erwartungshaltung groß, der Zündstoff in der Familie auch. Unter der erbarmungslosen Sonne in Lissabon gab es dann wirklich eine kleinere Detonation, aber nachdem sich dann alles wieder neu gelegt und der Rauch entschwunden war, fühlten sich alle besser. Wie nach einem Gewitter.
Auf den Azoren, die nach 5 Tagen angeflogen wurden, landeten wir erstmal im Paradies. Nun harrten wir der Aktivitäten, die zunächst auf der Insel Faial geplant waren. Delphinschwimmen und Tauchen, Wandern und die wunderschönen Möglichkeiten auf der Farm nutzen. Meine Tauchaktivitäten endeten 2002 im Mittelmeer und ich war nicht böse drum. Diese anstehende Aktion hatte mich in Dresden schon einige schlaflose Stunden gekostet und es kam , wie es kommen mußte, es endete mit einem Desaster und mit meiner Entscheidung: Nie wieder! Ich werde nur noch Schnorcheln und das ist Herausforderung genug für mich, wenn ich das lange nicht gemacht habe. Zu aller Überraschung sah ich bei meinem ersten konsequenten Schnorchelgang einen Oktopus, der sich behäbig bewegte. Und dazu noch einen Rochen, der sich im Sand am Rande des Riffs ausruhte. Einen Oktopus hatte ich bei keinem meiner 10 Tauchgänge gesehen, so viele Rochen, wie an den Tagen danach noch folgten auch nicht. Ich war so glücklich! Der Vollständigkeit halber muß ich noch hinzufügen, daß die Unterwasserwelt der Azoren, v. a. um Faial den in den Tropen gleicht. Die Vielfalt an bunten Fischen war überraschend, auch die lustigen Papagaienfische ließen an, ihre Brut gegen mich zu verteidigen. Nur die Korrallenbänke fehlen. Dafür gibt es so viele große Fische: Mondfische, Haie, Barrakudas und viele Teufelsrochen, die harmlosen manta rays. Und natürlich die Wasserschildkröten.
Danach ging es per Fähre weiter auf die Insel Pico. Wir wollten bei Serge die Walewatching Touren machen und die Besteigung des Picos stand auf dem Plan. Die Wale zu beobachten war einfach nur eine Bereicherung auf allen Ebenen. Die Zeit, die ich auf das Wasser schaukelte, überließ ich mich immer wieder meinen Gedanken. Die Wale und Delphine dann zu sehen, war irgendwann nicht mehr die Frage, was ich sehe, sondern WIE. Die Wale tauchen manchmal schnaubend ganz nah auf, sahen neugierig nach uns. Oder eine Reihe von 5 Pottwaldamen tauchten gleichzeitig ab und man sah 5 Fluken in einer Reihe.
Als Abschluß unseres Aufenthaltes dort stand noch die Besteigung des Picos an, der höchster Berg in Portugal. Ein Blick auf das Profil sagte mir schon, daß das Verhältnis von Anstrengung und Spaß deutlich zu Gunsten der Anstrengung ausfällt und ich verzichtete.
Aber auf dem Weg zu mir selbst bin ich ein rießiges Stück vorangekommen. Es war mein schönster Urlaub und glückliche Momente hängen für mich nicht davon ab, wie dick oder dünn ich bin, gesund oder krank, erfolgreich oder nicht.
Auch die schönen Abende, die oft mit bekannten Gesichtern bei einem Wein ausklangen: ob man sich etwas mehr zu sagen hat, hängt davon nicht ab, sehr wohl aber davon, ob man ehrlich zu sich selbst ist und für sich einsteht.
Seit meinem Urlaub trägt mich immer noch eine Energiewelle und da mich die hundert Dinge des Alltags schon wieder gefangen genommen habe, glaube ich einfach, daß ich auf dem Weg zu mir selbst und der Ausheilung meines Hashimoto-Geschehens gut vorangekommen bin.